Das Thema positive Fehlerkultur ist mittlerweile ein alter Hut? Von wegen! Ein offener Umgang mit Fehlern lässt in Deutschland immer noch zu wünschen übrig. Das zeigt auch das Ergebnis einer internationalen Studie um Professor Michael Frese. Er verglich die Fehlerkulturen verschiedener Länder. Die Schlusslichter von 61 Ländern in Sachen Fehlerkultur bilden Deutschland und Singapur.
Fakt ist: Wir machen ungern Fehler. Das liegt daran, dass Fehler leider immer noch sehr stark negativ besetzt sind. Statt in einer solchen Situation ruhig zu bleiben und einen Fehler in Ruhe zu analysieren, werden wir von unangenehmen Gefühlen übermannt und würden am liebsten im Erdboden versinken.
Wir kennen es nicht anders. Durch die Defizitorientierung in der Schullaufbahn werden Fehler oft nur rot angestrichen. Der richtige Umgang damit wird jedoch kaum gelehrt. Später im Beruf haben wir dann sogar Angst vor Fehlern und den möglichen Konsequenzen. Dann gelten zu viele Patzer als Karrierebremse. So kommt es, dass die meisten Menschen einen Fehler um jeden Preis vermeiden wollen. Deren Devise lautet: Den Ball möglichst tief halten, denn wer nicht handelt, macht auch keine Fehler. Es werden keine Entscheidungen mehr getroffen, alles genau abgewogen und nur noch wenig Neues ausprobiert.
Warum Fehler oft sehr wertvoll sind
Die britische „De Havilland Comet 1“ war das erste in Serie gebaute Düsenverkehrsflugzeug der Welt. Doch bereits auf den ersten Flugstrecken kam es zu mysteriösen Unfällen, weshalb man die Flotte unter Flugverbot stellte. Erst lange Zeit später fand man den Fehler. Unfallursache waren die quadratischen Fenster der Comet 1. Einmal in der Luft bildeten sich an deren Ecken winzige Risse, die sich schnell über den gesamten Rumpf ausbreiteten. Das ist der Grund, warum auch in den heutigen Flugzeugen nur noch runde Fenster verbaut werden.
Noch wichtige war aber eine andere Konsequenz. Seitdem werden in Flugzeuge sogenannte Flugschreiber eingebaut – auch Black-Boxen genannt. Sie zeichnen alle Daten während eines Fluges auf. So können Absturzursachen heute schnell und präzise analysiert werden. Kapitän Sullenberger schrieb dazu einmal: „Alles Wissen in der Luftfahrt, jede Regel, jede Prozedur, existiert, weil irgendjemand irgendwo abgestürzt ist.“ So hart es klingen mag: Jeder Absturz machte jeden darauffolgenden Flug sicherer.
Das Beispiel zeigt uns: Fehler sind vorprogrammiert. Wichtig ist deshalb, wie wir mit potenziellen Fehlerquellen richtig umgehen.
Richtig planen: Die Menge macht das Gift
Von außen bekommen wir suggeriert, dass wir unser Leben auf Kurs halten können, wenn wir nur gut genug im Vorhinein planen. Wir versuchen uns mit dem perfekten Plan gegen alle möglichen Herausforderungen abzusichern. Keine Frage, ein Plan gibt erste Orientierung und ein Ziel vor und kann uns die Sicherheit geben, überhaupt erst loszulaufen und anzufangen. Doch dabei überschätzen wir einen perfekten Plan und ein perfektes Setting. Der amerikanische General und spätere Präsident Dwight Eisenhower sagte dazu: „Pläne sind nichts. Planen ist alles.“
Die hohe Kunst liegt in Wahrheit nicht im perfekten Plan, sondern im Korrigieren. Ebenso, wie sich auch ein Flugzeug immer wieder auf Kurs bringt. Die goldene Regel lautet: Planen Sie höchstens etwa 70%. 100% ausgetüftelte Pläne sind zum Scheitern verurteilt. 70% hingegen lassen genügend Freiraum. So können Anpassungen ganz einfach vorgenommen und Neues miteinbezogen werden. Gleichzeitig ist der Plan detailgenau, um die nächsten Schritte anzugehen.
Korrekturbereit sein
Wie oft, glauben Sie, ist ein Flugzeug vom Start an bis zur Landung auf Kurs? Die meisten Menschen schätzen zwischen 70 und 90 Prozent der Zeit. Die Wahrheit ist jedoch: Nie. Über 1000 Mal pro Sekunde errechnet der Autopilot die Abweichung vom Ist-Soll-Zustand und hält die Maschine nur durch ständige Korrekturbefehle auf Kurs. Wir kennen dieses Phänomen vom Autofahren. Sobald wir das Lenkrad loslassen, kommt der Wagen von der Spur ab -– selbst auf einer schnurgeraden Straße. So wie Flugzeuge und Autos gerät auch unser Leben ständig in unvorhergesehene Seitenwinde und Turbulenzen, die wir korrigieren müssen.
Dass Korrekturen absolut sinnvoll sind, zeigen folgende zwei Beispiele: Ziel der Staatsverfassung ist es, zeitlose und wirkungsvolle Gesetze mit einer langen Geltungsdauer zu erlassen. Trotzdem wurde das deutsche Grundgesetz von 1949 bis heute über 60 Mal angepasst. In Bezug auf uns selbst sind wir leider weniger korrekturbereit.
Selbst die Natur kennt keinen Masterplan. Wie wir durch die Pandemie alle wissen, mutieren Virensehr oft. Unser Immunsystem kann uns nur schützen, indem es seinen Informationsstand ständig abgleicht und korrigiert. Korrekturmaßnahmen sind also weniger eine Schwäche als eine dringende Notwendigkeit.
Sich ein Beispiel nehmen und mutig sein
Sie kennen bestimmt einen Menschen, den Sie als sehr erfahren oder vielleicht sogar weise beschreiben würden. War es das perfekte Setting, der vorbildliche Schulabschluss oder die erstklassige Erziehung, was diese Person besonders auszeichnet? Oder war es vielmehr das ständige Ausprobieren, Scheitern, Fehler eingestehen und Korrigieren?
Gute Entscheidungen sind das Ergebnis von viel Erfahrung. An Erfahrung gewinnen wir, indem wir handeln und Neues ausprobieren. Fehler bleiben dabei nicht aus. Doch wir sollten immer im Hinterkopf behalten: Je mehr Fehler wir machen, desto mehr Erfahrungen gewinnen wir.
Black-Box-Denken
Die oben erwähnte Black-Box ist nicht nur für die Luftfahrt, sondern auch in der Persönlichkeitsentwicklung ein hilfreiches Modell. Den Begriff Black-Box-Denken prägte Matthew Syed. Er widmete dieser Thematik sogar ein eigenes Buch. Black-Box-Denken umfasst folgende zwei Schritte.
Gestehen Sie sich den Fehler ein. Das klingt viel leichter gesagt als getan. Denn weil uns Fehler so unangenehm sind, tun wir genau das nur sehr ungern. Lieber reden wir einen Fehler als „Ausnahmefall“ klein, beschuldigen die äußeren Umstände oder sogar andere. Doch radikale Akzeptanz der eigene Fehler ist der erste notwendige Schritt.
Finden Sie die Ursache, um nicht noch einmal abzustürzen. Fragen Sie sich: Welche Überlegungen und Handlungen haben zu diesem Fehler geführt? Ist die Fehlerursache einmal gefunden, kann sie in Zukunft vermieden werden.
Auf den Punkt gebracht: Wir sollten uns von potenziellen Fehlerquellen nicht abschrecken lassen. Fehler passieren und es ist also absolut okay, hin und wieder abzustürzen. Akzeptieren wir das und sind wir bereit, unsere Fehler zu analysieren und zu korrigieren, werden sie zu einem wahren Erfahrungsschatz und einem enormen Katalysator für unser persönliches Wachstum
Julia Hempel - Projektmanagement & Content Marketing
Wir machen Deine Stärken noch stärker!
Nutze das Online Training „Der Stärken-Code®“ für Dein persönliches Wachstum.
Das innovativste und größte Online Stärkentraining in Deutschland, Österreich, Schweiz.
Möchtest Du ...
Dann nutze das Online Training „Der Stärken-Code®“ für Dein persönliches Wachstum.
Entwickelt von Deutschlands erstem
Stärkentrainer, Frank Rebmann, und seinem Stärkentrainer Team.
UNSER ANGEBOT
Das komplette Online Stärkentraining bekommst Du für 45 Euro statt 89 Euro. Inklusive Stärken-Code® Zertifikat.