Unser Gehirn ist nicht – wie früher angenommen – mit dem Ende der Kindheit fertig geformt und „fest verdrahtet“.
Neueste Ergebnisse aus der neurowissenschaftlichen Forschung zeigen: Bis ins hohe Alter verschaltet sich unser Gehirn und formt sogar Zellen komplett neu. Wir sind also fähig, ein Leben lang zu lernen. Und das liegt an der Neuroplastizität unseres Gehirns.
Was genau ist Neuroplastizität? Einfach erklärt bedeutet es: Unser Gehirn ist formbar – es ist „plastisch“, wie die Hirnforscher sagen. Sogar ganze Hirnareale können verändert oder neu gebildet werden. Wird ein Hirngebiet z.B. durch einen Schlaganfall zerstört, können andere Bereiche dessen Funktion übernehmen.
Und wie funktioniert das mit der Neuroplastizität?
Unser Gehirn besteht aus ca. 100 Milliarden Nervenzellen, sogenannte Neuronen. Unser Gehirn besitzt damit so viele Neuronen wie es Sterne in der Milchstraße gibt. Jedes Nervenende ist mit Myelin überzogen. Eine weiße, schützende Schicht, die die Weiterleitung eines Reizes beschleunigt. Dieses Myelin ist verantwortlich für die strukturellen Veränderung unseres Gehirns. Je häufiger wir eine Sache üben, desto dicker wird die Myelinschicht. Bis zu fünfzig Mal kann es sich um eine Nervenzelle legen.
Am Anfang fallen uns Dinge immer schwer. Autofahren, eine neue Sprache oder ein neues Computerprogramm lernen: alles das zu erlernen, ist zu Beginn mühsam. Wir müssen unsere Myelinschicht - quasi unser Gehirnschmalz - erst einmal aufbauen. Man kann sich das Gehirn am besten wie eine große Baustelle vorstellen. Ziel ist es, einen kleinen Nerventrampelpfad zu einer breiten Straße auszubauen. Auf der lässt es sich nämlich viel schneller fahren. Je mehr Myelin, je breiter unsere Straße, desto leichter gehen uns die Dinge von der Hand.
Natürlich ist das Ganze zeitintensiv und auch anstrengend. Unser Gehirn ist wie ein großer Muskel, der erst einmal trainiert werden muss. Wollen wir unsere Muskeln stählen, so müssen wir regelmäßig im Fitnessstudio schwitzen. Ebenso müssen wir auch neuronale Fitness betreiben und kontinuierlich „Gedankentraining“ absolvieren.
Eine wissenschaftliche Studie liefert ein gutes Beispiel:
Man untersuchte das Gehirn von Londoner Taxifahrern. Diese mussten sich das komplizierte Straßennetz Londons samt aller Straßennamen einprägen und das in einer mehrjährigen Ausbildung. Dabei fand man heraus, dass der Teil des Gehirns, der für die räumliche Orientierung zuständig ist, bei den Taxifahrern viel stärker ausgeprägt war. Sie hatten die Anzahl ihrer Nervenzellen im Hippocampus deutlich ausgebaut.
Was hat Neuroplastizität mit Ihren Stärken zu tun?
Ohne die Gehirnforschung gäbe es keine Stärkenforschung. Sie bedingen sich gegenseitig, denn unser Talent wohnt im Gehirn. So wie die Taxifahrer können auch wir unsere Stärken weiter ausbauen und über uns hinauswachsen. Myelin ist dafür unser persönlicher Stärken-Stoff. Säuglinge besitzen davon noch wenig. Als Kinder lernen wir dann tagtäglich Neues. Je mehr wir lernen, desto mehr Myelin wird produziert.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass in der Pubertät seine Dichte am höchsten ist. Glaubst Du, dass Du zu alt bist, um etwas ganz Neues zu lernen? Im fortgeschrittenen Alter lassen wir uns häufig von negativen Glaubenssätzen entmutigen. Wir haben unbewusste Überzeugungen von uns selbst. Sie begleiten uns im Leben und beeinflussen unser Handeln. Gedanken wie „Das kann ich eh nicht“, „Ich bin halt wie ich bin“ oder „Dafür bin ich zu alt“ bremsen uns aus und halten uns klein.
Negative Glaubenssätze sorgen dafür, dass wir bequem bleiben, anstatt neue Schritte zu wagen. Im Nachhinein trauern wir dann über vertane Chancen und verpasste Gelegenheiten. Die gute Nachricht ist: Auch im fortgeschrittenen Alter produziert unser Gehirn den Stärken-Stoff weiter. Komm also ins Tun! Vom bloßen Träumen wächst leider kein Myelin. Du musst mental, emotional und körperlich bereit sein, Deine Fähigkeiten auszubauen. Übe eine Sache immer und immer wieder.
Der Schlüssel zum Erfolg heißt „Dranbleiben“
Als Kleinkind haben wir eine elementare Fähigkeit erlernt: das Laufen. Dafür haben wir am Tag bis zu 14.000 Schritte zurückgelegt und sind dabei etwa 100-mal hingefallen. Auch das Training unserer Talente kann zeitweise schweißtreibend sein. Gib nicht auf, sondern nimm die Anstrengung in Kauf. So wie Dir als Kind das Laufen von Tag zu Tag leichter fiel, wird Dir auch das Entwickeln von Talenten zu Stärken von Mal zu Mal leichter von der Hand gehen. Als Erwachsener denken wir schließlich auch nicht mehr über das Gehen nach.
Am Ende wirst Du für das intensive Training belohnt. Einmal aufgebaut, geht das Myelin nicht mehr verloren. Wir können höchstens ein bisschen einrosten. Wenn wir eine Sache längere Zeit nicht üben, „verstaubt“ unsere Myelinschicht. Das ist aber kein Grund zur Sorge. Nach nur wenigen Anläufen haben wir unsere Nervenbahnen wieder aktiviert. Wer lange nicht mehr Ski gefahren ist, wird auf den ersten Pisten schließlich auch noch ein bisschen wackelig auf den Skiern stehen.
Auf den Punkt gebracht: Veränderungen gelingen dann besonders gut, wenn wir unsere negativen Glaubenssätze über Bord werfen und unsere Talente beharrlich trainieren, bis aus ihnen diamantene Stärken entstehen!
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