Wir leben im Zeitalter des Wissens – und dieses Wissen wächst rasant. Experten sprechen von einer Verdopplung in den nächsten rund zehn Jahren. Und die Digitalisierung ermöglicht uns sogar, auf Knopfdruck Informationen aus aller Welt zu beschaffen. Klingt wie ein Traum – oder wie ein Albtraum?
Die Frage ist heute nicht mehr, wie man möglichst viel Wissen anhäufen kann, sondern wie man herausfindet, welches Wissen für einen selbst relevant ist und wie man dieses Wissen praktisch anwendet. Zahlen und Fakten werden nur zu sinnvoll nutzbarer Information, wenn man sie entsprechend verarbeitet. Die Frage ist sogar: Wie wichtig sind Informationen überhaupt noch?! Unsere Hochleistungsrechner können Informationen in ausreichendem Maße speichern, aktualisieren und auf Knopfdruck liefern. Alleine durch das, was ich weiß, unterscheide ich mich nicht mehr grundlegend von anderen!
Das Wissen um die eigenen Stärken ist das einzig entscheidende Wissen, wodurch man sich von anderen abheben kann. Wer seine Stärken kennt und gezielt weiterentwickelt, kommt schneller voran, ist weiser, reifer in seiner Persönlichkeit und besser in der Lage, mit dem Welt-Wissen auch etwas anzufangen.
Wir können uns inzwischen auf unendlich viele Möglichkeiten zerstreuen, ablenken und in den Informationsorbit schießen. Fast scheint es, als würden wir atemlos den neuesten News hinterherlaufen, um bloß nicht darüber nachdenken zu müssen, wer wir sind, was uns auszeichnet oder wozu wir im Leben bestimmt sind. Um diese Fragen zu klären, reicht kein Knopfdruck in der digitalen Welt. Diese Fragen müssen wir uns selbst stellen, anstatt weiter belangloses Wissen anzuhäufen. Besser man lernt die eigene Persönlichkeit und deren Stärken kennen. Und das geht am besten, wenn man sich regelmäßig fragt:
Die meisten Menschen hören leider viel zu früh auf, sich solche Fragen zu stellen und bemerken nicht, dass Sie nur noch hinter einer Fassade leben, die sie sich selbst aufgebaut haben. Mit einer Berufsbezeichnung, die sich gut liest auf Visitenkarten, mit Status- und Machtsymbolen, die als Karrierefaktoren gelten. Sie wohnen in einem Haus, das die Bank für profitabel hält und mitfinanziert. Sie fahren ein Auto, das die Höhe des Gehalts spiegelt. Sie bewegen sich rund um die Uhr in einem Zeittakt, den andere vorgeben, hoffend, dieser Takt könnte sie im Leben ein Stück weiter nach vorne bringen. So schichten sie Stein auf Stein und freuen sich über Worte wie: „Toll, was Du alles erreicht hast.“ Sie nicken mit vermeintlicher Zufriedenheit und fragen sich insgeheim „Was jetzt?“, während sie weiter an der Fassade bauen – bis sie selbst dahinter verschwinden, bis die Mauersteine die eigene Persönlichkeit überragen. Dann sind von der Gesellschaft vorgefertigte Antworten plötzlich die eigene Wahrheit.
Wer gerne hinter dieser Mauer hervorkommen möchte und nicht hinter ihr eingehen, muss seine eigenen Stärken stärken – unabhängig von der gesellschaftlichen Meinung. Ich sage nicht, sie sollen nicht informiert sein. Aber wenn Wissensdurst zur Sucht wird, die die eigene Persönlichkeit verdrängt, verlieren wir das, was uns Menschen ausmacht. Selbst die Digitalisierung mit ihren künstlichen Intelligenzen wird vermutlich niemals bis in die tiefen Geheimnisse hervordringen, um Talente zu kopieren und das Ganze als Masterplan für die Menschheit zu posten. Denn für Erfolg gibt es keine Blaupause, Erfolg ist eine Sache persönlicher Stärken. Zum Glück! Wäre es anders, dann würde die Vielfalt sterben. Es gäbe keine Kreativität mehr, keine außergewöhnlichen Geschäftsideen, keine Individualität.